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Freiheit in Verantwortung ermöglicht harmonisches Leben
Die Reformation war eine Bewegung der Freiheit angesichts mancher Glaubenszwänge und theologischer Verengungen im Spätmittelalter. Seit Martin Luther ist immer wieder die Rede von der „evangelischen Freiheit“. Diese darf aber auch nicht missverstanden werden als Freibrief für jedwedes Verhalten. Vor diesem Hintergrund war es spannend für die rund 70 Teilnehmer am diesjährigen Gottesdienst des Dekanats Selb zum Reformationsfest am 31. Oktober in unserer Gemeinde und Kirche die Gastpredigt eines orthodoxen Metropoliten zum Thema „Freiheit und Religion“ zu hören.
So konnte Pfarrer Dr. Jürgen Henkel in der Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth jüngst den rumänischen orthodoxen Erzbischof und Metropoliten Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa begrüßen. In dem feierlich gestalteten und von Organist Gerhard Kießling an der Orgel schwungvoll begleiteten Festgottesdienst betonte Metropolit Serafim, dass nur in Verantwortung vor Gott gelebte Freiheit ein harmonisches Leben ermögliche.
„Im Allgemeinen versteht der moderne Mensch Religion als eine Summe von Vorschriften und Pflichten, die sein ohnehin schon schwieriges Leben noch zusätzlich erschweren. Viele fragen sich: Warum sollten wir uns nicht der Religion gänzlich entledigen, um unser Leben zu erleichtern und frei zu sein? Viele glauben heute, dass die Religion den Menschen in seiner Freiheit beschneidet und ihn zwingt, an ihre dogmatischen und moralischen Vorschriften zu glauben und sich diesen zu unterwerfen“, so der Metropolit.
Wahre Freiheit sei aber nicht möglich ohne Verantwortung. Entsprechend wichtig sei auch die religiöse Bildung und Erziehung. Viele Menschen ohne religiöse Erziehung glaubten, „dass Freiheit darin besteht, ohne jede Einschränkung alles zu tun, was man selbst will oder was einem gefällt. Doch dieses Denken ist eine Täuschung, denn dies führt zu Libertinage und Anarchie“, hielt der rumänische orthodoxe Metropolit fest, der als Erzbischof von Deutschland, Österreich und Luxemburg für fast 200 Pfarrgemeinden seiner Kirche allein in Deutschland zuständig ist.
Der christliche Glaube zeige, dass auch Sündenerkenntnis den Menschen befreie. „Die Verantwortung für die konkrete Sünde liegt immer beim einzelnen Menschen und in seiner freien Willensentscheidung. Die Anerkennung der Sünde ist der erste Schritt zum Wiedererlangen der Freiheit. Das Wiedererlangen der von Gott in die Seele des Menschen eingepflanzten Freiheit ist nur durch die Umkehr zu ihm und das Respektieren seiner Gebote möglich, die genau dafür gegeben sind, dass der Mensch ein harmonisches Leben führen kann, das ihm Frieden im Herzen und Freude in der Seele schenkt.“
Zusammenfassend stellte der Metropolit in seiner beeindruckenden und mit vielen biblischen Bezügen gestalteten Predigt fest. „Freiheit bedeutet, gut, schön und harmonisch zu leben: mit sich selbst, den Mitmenschen, der Schöpfung und Gott. Freiheit bedeutet, den inneren Seelenfrieden zu haben und im eigenen Umfeld Frieden auszustrahlen. Freiheit bedeutet auch, immer Dankbarkeit im Herzen und in der Seele zu haben. Und Freiheit bedeutet, anderen immer Gutes zu tun und nichts Böses tun zu können. Nur so sind wir frei: wenn wir Gutes tun! Wenn wir Böses tun, sind wir nicht frei!“
Bei den von Pfarrer Henkel gestatteten Fürbitten betete die Gemeinde auch für den Schutz der Schöpfung und friedliche Zeiten sowie für den am Sonntag, 29. Oktober, neu geweihten evangelischen Landesbischof Christian Kopp. Nach dem Reformationsgottesdienst, an dem Geistliche und Gläubige aus dem gesamten Dekanat Selb teilnahmen, gab es im Erkersreuther Kirchenzentrum „Bibel & Zwiebel/BuZ“ einen Imbiss und die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Würdenträger der Rumänischen Orthodoxen Kirche. Jürgen Henkel
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